Von Gestaltern, Förderern und Habenichtsen – worauf Sie sich in der Zusammenarbeit mit Stiftungen einstellen müssen

Stiftungs-Fundraising ist eine wichtige Grundlage für das Fundraising überhaupt. Viele Projekte oder Programme könnten ohne die großzügige Unterstützung der vielen Stiftungen in Deutschland nicht umgesetzt werden. Und Stiftungen sind die einzigen Organisationen, die am Ende des Jahres ihre Erträge ausgegeben haben müssen – dafür sind Stiftungen da und deshalb sind sie gemeinnützig.

Traditionelle Geber: Förderstiftungen

Traditionell wird diese Aufgabe von den Förder-Stiftungen wahrgenommen. Projekte entwickeln und die „richtige“ Stiftung recherchieren. Dann Kontakt aufnehmen und einen Projektantrag schreiben. Mit etwas Glück landet der Antrag in der Bewilligungskommission, die ihn dann hoffentlich befürwortet. Dann steht der Umsetzung des Projekts nichts mehr im Wege. Ach ja: Zwischen- und Abschlussberichte sowie die Abrechnung gehören natürlich auch noch mit zur Aufgabe. Und werden natürlich gern erfüllt, schließlich sind gute Beziehungen zu Stiftungen die wichtigste Voraussetzung für ein langjährig erfolgreiches Fundraising.

Diese traditionelle Form der Arbeit von Förder-Stiftungen wird es auch in Zukunft noch geben. Die Stifter sehen, welchen Nutzen ihr Kapital stiftet, sehen, welche Verbesserungen es für Menschen oder Tiere gibt. Dies, verbunden mit der Reputation als Stifter, ist eine wesentliche Motivation zum Stiften.

Stiftungen die Fundraising machen (müssen)

Zu dieser Gruppe der klassischen Förderer sind in den letzten Jahren Stiftungen hinzugekommen, die kaum Kapital besitzen und deshalb selbst auf Fundraising angewiesen sind, um Projekte fördern zu können. Viele dieser Stiftungen wurden von Nonprofit-Organisationen gegründet, um Fundraising zu machen. Man versprach sich einen Vorteil bei Großspendern oder Erbschaften, denn Stiftungen besitzen ein hohes Renomee. Dabei bestätigte sich allerdings die Erfahrung, dass der Aufbau eines Kapitalstamms zu den schwierigsten Aufgaben im Fundraising gehört. Deshalb verwundert es nicht, wenn sich nur wenige Träume erfüllt haben.

Zur Gruppe der Habenichtse gehören auch viele Sammelstiftungen, zu denen auch die Bürgerstiftungen gehören. Bei den Bürgerstiftungen zeigt sich allerdings, dass Stiftungen mehr als nur Geld haben. Sie bringen über Stifter, Kuratoren und Beiräte sowie durch ihre eigene Tätigkeit Netzwerden und Know-how mit. Gerade in den Regionen ist beides bei der Gestaltung wichtig: Erst Vernetzungen ermöglichen den intelligenten Einsatz vorhandener Ressourcen zum Vorteil der Organisationen und vor allen Dingen der Menschen, die in der Region leben.

Der neue Trend: Die Gestalter

In den letzten zwei, drei Jahren schwappte wieder einmal ein Trend aus den USA zu uns. Unter Schlagworten wie „Social Entrepreneurship“ und auch „Social Venture Capital“ verstehen sich erste Stiftungen zunehmend als Gestalter sozialer Wirklichkeit. Es geht nicht mehr nur darum, einzelne gute Projekte oder Programme zu fördern. Vielmehr sollen Organisationen so finanziert werden, dass sie a) einen substantiellen innovativen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft leisten und b) sich nachhaltig selbst finanzieren können. Ist beides gegeben, fließt Social Vernture Capital mit einer vergleichbaren Logik wie bei Unternehmen. Die Organisation muss nicht nur einen umfassenden Businessplan vorlegen, sondern muss auch die vereinbarten Meilensteine einhalten und die versprochenen Lösungen darstellen können. Zur Unterstützung geben die Finanziers nicht nur Geld, sondern stellen auch Know-how – meistens aus der Finanzierung und Start-up-Phase von Unternehmen – und ihre Netzwerke zur Verfügung.

Was bedeutet das aber für Sie und Ihrer Förderung durch Stiftungen?

Zum einen haben Gestalter wenig Interesse an Projekten, sondern an nachhaltigen Lösungen. Förderung von Gestaltern erhält also nur, wer plausibel machen kann, er diese besitzt, diese umsetzen und – nach einer Anfangszeit – auch ohne die Stiftung umsetzen kann. Denn nur wenn sich der Gestalter nach einer gewissen Zeit wieder zurückziehen kann, hat er die notwendigen Ressourcen frei, um neue Innovationen zu fördern und anzuschieben.

Zum anderen heißt das aber auch: Businesspläne müssen geschrieben und auch eingehalten werden. Und die Erfolge für die Gesellschaft müssen nicht nur behauptet, sondern auch nachgewiesen, d.h. gemessen werden. Natürlich wissen auch die Gestalter, dass Nonprofit-Organisationen vor allen Dingen qualitative Ziele haben und diese schwer zu messen sind. Das heißt aber nicht, dass man eine Messung nicht zumindest versuchen kann. Irgendwann werden Indikatoren gefunden werden, die zeigen, ob und in welchem Maße Ihre Organisation tatsächlich zu Wohlstand und Wohlergehen der Gesellschaft beiträgt.

Diese neuen Anforderungen werden die Gestalter nicht nur über ihre Förderpraxis umsetzen und in den Dritten Sektor tragen. Sie werden auch den Diskurs zu bestimmen versuchen, wie der diesjährige Stiftertag schon gezeigt hat. Und dass sie es ernst meinen, zeigt nicht zuletzt die Gründung der Phineo AG. Schauen Sie dort einfach mal auf das Analyseraster, das zur Beurteilung der Organisationen angelegt werden soll. Dies sind Anforderungen, die in den nächsten Jahren an Organisationen gestellt werden wird, die Förderungen nachsuchen.

Dr. Kai Fischer

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