Funding-Modelle für erfolgreiche Nonprofit-Organisationen
Gibt es analog zu Geschäftsmodellen von Unternehmen Funding-Modelle für Nonprofit-Organisationen, die zu einer nachhaltigen finanziellen Einnahme-Situation führen? Um diese Frage zu beantworten, haben amerikanische Berater sich nach 1970 gegründete amerikanische Organisationen angeschaut, die mehr als 50 Mio. US$ Einnahmen pro Jahr erzielen. Ihre These: Um mehr als 50 Mio. US$ jährliche Einnahmen erzielen zu können, bedarf es einer Strategie und eines funktionierenden Modells, sonst sind diese Größenordnungen nicht zu schaffen.
144 Organisationen haben diese beiden Bedingungen erfüllt und bildeten somit die Grundgesamtheit der 2009 veröffentlichten Untersuchung. Bei der Analyse stellte sich heraus, dass zehn verschiedene Funding-Modelle identifiziert werden konnten. Fast alle erfolgreichen Organisationen haben sich dabei auf ein Modell konzentriert.
Die Unterscheidung erfolgt nach den hauptsächlichen Gebern: Einzelpersonen, einige reiche Privatpersonen oder Stiftungen, der Staat und Unternehmen. Im Einzelnen lassen sich die Modelle wir folgt beschreiben:
1. Heartfeld Connector
Organisationen mit diesem Modell haben eine Mission, die viele Menschen emotional anspricht und die von vielen Menschen unterstützt wird. Zentrale Herausforderung ist es, möglichst viele Menschen emotional anzusprechen und sie langfristig zu binden. Viele kleine Spenden sorgen für eine ökonomische Stabilität.
2. Beneficiary Builder
Organisationen mit diesem Funding-Modell erzielen Einnahmen von Menschen, die von den Leistungen dieser Organisation in der Vergangenheit profitiert haben. Ein großer Anteil an den Einnahmen sind Leistungsentgelte. Reichen diese zur Erstellung der Leistungen nicht aus, können mit den ehemaligen Leistungsempfängern langfristige Beziehungen aufgebaut werden, die mit Spenden die Organisation bzw. die Leistungen für weitere Empfänger unterstützen. Häufig kommen bei diesem Modell Großspenden vor.
3. Member Motivator
Organisationen mit diesem Funding-Modell haben Mitglieder, die von den Leistungen der Organisation unmittelbar profitieren und die sie deshalb mit Ressourcen ausstatten. Neben Nutzen für den Einzelnen können auch kollektive Nutzen für Gruppen erstellt werden.
4. Big Bettor
Das Funding-Modell dieser Organisationen basiert auf Großspenden weniger Privatpersonen oder Stiftungen, die mit dem Anliegen bzw. der Mission der jeweiligen Organisation emotional und persönlich tief verbunden sind und die deshalb einen Teil ihrer Ressourcen für die Organisation aufwenden. Zu dieser Gruppe gehören auch Organisationen, die mit Hilfe einer großen Summe ein Problem lösen können und denen aus diesem Grund die Mittel gegeben werden.
5. Public Provider
Public Provider sind quasi im öffentlichen Auftrag aktiv. Sie organisieren und erstellen Leistungen, für die staatliche Programme bestehen, aus denen sie finanziert werden. Voraussetzung für den Erfolg als Public Provider ist ein oder mehrere staatliche Programme und Haushaltstitel, aus denen die Unterstützung fließt.
6. Policy Innovator
Während Public Provider auf bestehende staatliche Programme abzielen, versuchen Policy Innovator neue Programme zu initiieren und die Parlamente bzw. Verwaltungen zu überzeugen, die Innovationen zu finanzieren. Sie können hiermit erfolgreich sein, wenn es ihnen gelingt zu zeigen, dass ihre innovativen Programme effektiver und kostengünstiger sind als die bestehenden.
7. Beneficiary Broker
Beneficiary Broker stehen in direkter Konkurrenz zu anderen Anbietern vergleichbarer Leistungen. Die Leistungsempfänger entscheiden sich, welches Angebot sie annehmen möchten. Da die Einnahmen an die Anzahl der Leistungsempfänger gebunden sind, müssen die Organisationen mit diesem Funding-Modell möglichst viele Leistungsempfänger versorgen.
8. Resource Recycler
In diesem Modell geht es um das Recycling von Sachspenden. Die Organisationen übernehmen Dinge, die sie weiterverkaufen oder weitervermitteln. Häufig erhalten sie zusätzliche Spenden, um ihre Betriebskosten zu decken.
9. Market Maker
Es gibt Produkte, wie beispielsweise Organe, für die zwar ein Bedarf und ein potenzieller Markt bestehen, die aber nicht kommerziell gehandelt werden. Nonprofit-Organisationen mit ihrer anderen ethischen Verfassung bieten sich an, hier zu handeln und zwischen Angebot und Nachfrage zu vermitteln. Die Einnahme ergeben sich dann aus Leistungsentgelten, welche für die Vermittlung gezahlt werden.
10. Local Nationalizer
Schließlich gibt es Organisationen, die sich als nationale Netzwerke lokal operierender Einheiten verstehen. Hierbei sind die lokalen Einheiten aktiv und sammeln die benötigten Ressourcen. Auch wenn die Umsätze der einzelnen lokalen Einheiten eher übersichtlich sind, können doch große umsatzstarke Netzwerke entstehen. Voraussetzung ist allerdings, dass in den lokalen Einheiten starke Führungspersönlichkeiten aktiv sind.
Haben Sie Ihr Funding-Modell identifizieren können? Dann sind Sie auf dem richtigen Weg, nachhaltig Ihre Einnahmen zu sichern. Strategisches Ziel muss es jetzt sein, die Kern-Elemente des Erfolgs herauszuarbeiten und konsequent umzusetzen. Dann steht dem Erfolg Ihrer Organisation nichts mehr im Weg.
Die Zusammenfassung der Studie mit weiteren Erklärungen und Beispielen finden Sie im Internet.
Dr. Kai Fischer
Sprechen Sie mich gerne an, ich freue mich von Ihnen zu hören!
Publikationen zum Thema
Buch
Mission Based Fundraising
Auch interessant:
Die drei größten Logik-Fehler, wenn wir strategisch die Zukunft planen
Wie gestalten wir unsere Zukunft? Welche logischen Fehler in den Planungsprozessen gemacht werden, beschreibt Dr. Kai Fischer in der Mission-Based Kolumne.
Mehr lesen Die drei größten Logik-Fehler, wenn wir strategisch die Zukunft planen
Fünf Learnings vom Fundraising-BarCamp
Das Fundraising BarCamp am 20.09.2024 war ein voller Erfolg. Dr. Kai Fischer teilt hier seine Learnings mit Ihnen.
Die drei wichtigsten Herausforderungen für die Strategieentwicklung
Strategien und strategisches Handeln sind eine notwendige Basis erfolgreichen Fundraisings. Warum es trotzdem eine Herausforderung sein kann, Strategien zu formulieren, diskutiert Dr. Kai Fischer in seiner Kolumne.
Mehr lesen Die drei wichtigsten Herausforderungen für die Strategieentwicklung
Diese Seite drucken
E-Mail schreiben
Login
Kolumne