Fünf Learnings vom Fundraising-BarCamp

Am 20. September fand in Hamburg das BarCamp zur Zukunft des Fundraisings statt. Hintergrund war die Beobachtung, dass Fundraising in Deutschland vor einem Zeitenwandel steht: Die Zielgruppen und die Gesellschaft verändern sich. Das Fundraising muss sich folglich auch entwickeln, um auch in Zukunft noch eine Rolle zu spielen – sowohl in den Organisationen der Zivilgesellschaft als auch um Nonprofit-Organisationen, Stiftungen und Sozialunternehmen mitfinanzieren zu können.

Welche Learnings habe ich vom Fundraising-BarCamp 24 mitgenommen? Hier kommen meine fünf:

1. Fundraising ist im Zeitenwandel

Die Teilnehmenden waren sich einig: Fundraising in Deutschland befindet sich in einem fundamentalen Zeitenwandel. Es geht nicht mehr darum, einzelne Formen oder Methoden zu optimieren. Das Fundraising selbst, wie wir es in den letzten 30 Jahren entwickelt und umgesetzt haben, steht auf dem Prüfstand. Bestehende Standards funktionieren immer weniger, was alle daran merken, dass die Einnahmen zurückgehen. Wenn wir jetzt nicht anfangen, etwas zu ändern, kann es zu spät sein.

2. Wir haben mehr Fragen als Antworten

Es war auf dem Fundraising BarCamp deutlich zu spüren: Es gibt mehr Fragen als Antworten. Folglich haben wir Beobachtungen ausgetauscht, Fragen gestellt und erste Ideen entwickelt, wie sich das Fundraising weiterentwickeln müsste. Wie ein Fundraising für das 21. Jahrhundert aussieht und was auf uns im Fundraising und auf die Nonprofit-Organisationen zukommt, wird erst in einzelnen Umrissen erkennbar. Hier müssen wir dran bleiben, Ideen entwickeln und neue Wege ausprobieren.

3. Es ändern sich nicht nur das Fundraising, sondern auch die Organisationen

Bisher wird Fundraising als Beschaffung von Ressourcen gedacht. Die meisten Teilnehmenden waren sich einig, dass dies in Zukunft nicht mehr ausreicht: Organisationen benötigen eine klare Mission, Vision und Positionierung. Diese sind Voraussetzungen, um Menschen zu gewinnen und langfristig binden zu können. Ebenso muss sich die Stellung des Fundraisings in den Organisationen verändern: Fundraising muss früher in strategische Entscheidungsprozesse eingebunden und mitgedacht werden. Und es stellt sich die Frage, ob es noch sinnvoll ist, Fundraising-Abteilungen aufzubauen und zu unterhalten. In Zukunft könnte das Fundraising Aufgabe in allen Abteilungen sein. Hier muss entsprechendes Know-how aufgebaut werden, damit Fundraising auf allen Ebenen integraler Bestandteil wird. Welche Aufgaben in die Abteilungen verlegt werden und welche besser zentral vorgehalten werden, ist offen und wird noch zu diskutieren sein.

4. Die Zielgruppen werden immer kleiner und heterogener

Wir wissen nicht sehr viel über neue Zielgruppen im Fundraising. Aber was sich heute schon andeutet: Sie werden unterschiedlich sein. Während die einen gern in eine Community eingebunden werden wollen, wollen andere in Ruhe gelassen werden. Sie sind zufrieden, wenn sie einmal im Jahr etwas hören und wissen, dass sie mit ihrer Spende etwas Gutes tun. Diese Ausdifferenzierung der Zielgruppen bedeutet auf der einen Seite neue Chancen, erhöht aber auch Aufwand und Kosten. Und es werden Zielgruppen-Manager:innen benötigt, die sich um Zielgruppen und deren Segmentierung kümmern – und nicht um Kanäle und Medien.

5. Die Komplexität nimmt zu

Was auch deutlich wurde: Die Komplexität nimmt zu und damit auch die Vielfalt der Aufgaben. Sie reichen von der Identifikation neuer Zielgruppen über die Kommunikation mit ihnen bis hin zur Organisationsentwicklung, die nicht gewollt, aber notwendig ist. Wie die Komplexität wieder reduziert werden kann und welche Qualifikationen Fundraiser:innen in Zukunft benötigen, ist derzeit noch vollkommen offen. Zunächst werden wir Komplexität und neue Fragen zulassen müssen. Erst in der Zukunft wird sich zeigen, welche Lösungen sich herauskristallisieren und wie wir erfolgreich Fundraising umsetzen können.

Fazit

Diese fünf subjektiven Learnings aus dem BarCamp zeigen, dass es notwendig ist, die Diskussionen weiterzuführen. Vielen Dank an alle Teilnehmenden, die dabei waren, ihre Fragen und erste Erfahrungen eingebracht und sich mit uns auf den Weg gemacht haben. Im nächsten Jahr wird es eine neue Auflage des BarCamps geben. Da wir bis dahin aber nicht warten wollen, setzen wir die Diskussion fort. Zu diesem Zweck haben wir eine Gruppe bei LinkedIn aufgesetzt. Wer daran teilnehmen und mit uns weiter diskutieren möchte, melde sich gern an.

Vielen Dank an Ricarda Raths, Tania Rubenis, Kristin Thurau sowie Holger Ahrens für die gemeinsame Vorbereitung, Meike Rensch-Bergner für die Moderation, DIE ZEIT für die Gastfreundschaft und Duda Zeco und Malin Zacharek für die Organisation vor Ort sowie Jost Thurau für Bilder und Videos.

 

Eine nachhaltig finanzierte Zivilgesellschaft, die die Welt ein Stück besser macht und ohne Ausbeutung und Selbstausbeutung auskommt, ist die Mission von Dr. Kai Fischer. Deshalb beschäftigt er sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Aufbau langfristiger Beziehungen zu Förder/innen und bietet hierfür Strategie-Beratungen, Inhouse-Workshops und Seminare an.

 

Dr. Kai Fischer

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